Im Interview mit Ex-Profi Osman Ali über seine Erfolgsstrategien und Herausforderungen
Die erste aktive Station im Vereinsfußball war mit „unglaublichen“ 17 Jahren, zu alt würden einige Experten meinen. Nicht so bei Osman Ali.
7 Jahre später, mit 24, spielte er in der vorletzten Liga Österreichs, der 1. Klasse.
Mit 27 Jahren kommt er auf seine 77 Erste Liga Einsätze, ehe er ein Jahr später, mit 28, bemerkenswerte 22 Einsätze in der Österreichischen Bundesliga aufweisen kann.
Danach folgte eine Karriere im Ausland, gefolgt von der Rückkehr in die „Fußball-Heimat“ Österreich.
In nur vier Jahren zum Traum-Profifußballer, in einem Alter, indem sich viele schon längst aufgegeben haben ist Osman Ali nochmal aufs Ganze gegangen.
Ich sprach mit dem jetzt 31-Jährigen Osman Ali in einem ausführlichen psyonfield.com-Interview.
Das sind Osman Ali’s persönliche Erfolgsstrategien.
Fokus
Wie hast du die Herausforderung gegen Spieler wie Mane, Kampl und Keita gemeistert?
Osman Ali:
In solchen Fällen darf man sich nie auf die Stärken vom Gegner konzentrieren, sonst wird man nervös und spielt scheiße. Man muss seinen Fokus auf die eigene Leistung lenken. Ich habe zu mir immer gesagt, egal wer mein Gegenspieler war, „heute mache ich dich fertig“ oder „heute siehst du keinen Ball“. So habe ich meinen Fokus auf meine Stärken und auf meine Aufgaben im Spiel gerichtet.
Richtige Einstellung
Nach deinem Profidebüt in der Ersten Liga, wurde dir vom Vorstand mitgeteilt „Ali, dein Vertrag wird nicht verlängert“, wie geht ein Spieler mit so einem Schlag um?
Osman Ali:
Ich habe ab dem Tag keinen Druck mehr verspürt, da ich mir gedacht habe “sie verlängern sowieso nicht mehr mit dir, also spiel, trainiere und arbeite an dir selbst so gut du kannst“. Das habe ich auch getan und schlussendlich hat es sich ausgezahlt diese Einstellung zu beizubehalten. Ich glaube auch, um erfolgreich zu spielen muss man lernen mit dem Leistungsdruck zurecht zu kommen. Ich habe Situationen erlebt, wie z.B. die bei meinem Profi-Debut, wo mich der Druck komplett gelähmt hat, dann mit der Zeit habe ich gelernt diesen Druck „zu umgehen“. Somit habe ich automatisch besser gespielt.
Hast du eine persönliche Strategie gehabt wie du mit dem Druck „umgehst“?
Osman Ali:
Ja, indem ich den Fokus auf mich gelenkt habe. Wie vorhin erwähnt habe ich Sachen gesagt, die auf z.B auf den Gegenspieler bezogen waren, wie „heute mache ich dich fertig“ oder, „heute siehst du keinen Ball“ usw. Dadurch habe ich mich selber gepusht, um gute Leistungen zu vollbringen.
Ziel nach oben "offen" lassen
Du bist in Rekordzeit Profi geworden, hast du dir als Ziel gesetzt Profi zu werden?
Osman Ali:
Ich wollte “höher” spielen, mehr nicht. Ich habe weder konkrete fußballerische Ziele verfolgt, noch mir Limits auf dem Weg nach oben gesetzt. Ich wollte immer besser werden, ich war nie zufrieden mit mir weil ich dachte es geht mehr. Obwohl ich in der Bundesliga gespielt habe, habe ich nie geglaubt etwas erreicht zu haben, somit war ich nie überheblich und bin immer am Boden geblieben. Ich bin auch der Überzeugung, dass meine Profi-Karriere viel besser hätte verlaufen können, aber aufgrund meines Alters (damals 29-30) war ich nicht mehr attraktiv für den Fußballmarkt. Dadurch habe ich nie mein vollstes Potential erreichen können, denn um das bestmögliche aus dir rauszuholen, brauchst du einfach noch bessere Mannschaften, Ligen und Mitspieler. Mein Appell an jüngere Kicker ist es auch am Boden zu bleiben und immer nach oben zu schauen, denn du weißt nie wieviel du im Stande bist zu erreichen.
Motivation
Wie hast du dich im Laufe des Spieles motiviert?
Osman Ali:
Meine größten Motivatoren im Spiel waren immer die „Streitereien“ mit meinen Teamkollegen, wir haben uns immer angeschrien und beschimpft. Viele andere Spieler würden da einbrechen, mich hat das aber motiviert. Ich habe sowas nie persönlich genommen, wir haben alle auf ein Ziel hingearbeitet und mit den meisten pfleg ich noch heute eine enge Freundschaft. Ich kann mich an eine Situation in Lustenau erinnern, wo mein damaliger Trainer (Damir Canadi) in einem Training nie ein Foul für mich pfeifen wollte. Das hat mich aggressiv gemacht und ich habe dann ihm zum Trotz dann noch besser und härter gespielt. Ich habe einfach sowas gebraucht und das hat Damir Canadi bei mir früh erkannt.
Fußball genießen
Osman Ali:
An erster Stelle die Leidenschaft und der Spaß am Fußball. Meine Saison in der 1.Klasse war geprägt von Leidenschaft und Spaß, somit wuchs meine Liebe zum Fußball und ab dem Jahr wollte ich unbedingt noch höher spielen, um den Fußball in meinem Alltag zu manifestieren.
Gesundes Umfeld
Osman Ali:
In meiner Zeit in Lustenau und Kapfenberg habe ich mich Fußballtechnisch am besten entwickelt. Ich hatte dort so gut wie keine Ablenkung, ich war weder Party machen, noch war ich unterwegs in irgendwelchen Cafes. Meine vollste Konzentration lag auf meiner persönlichen und fußballerischen Weiterentwicklung. Ein gesundes und professionelles Umfeld ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Karriere.
Selbstsicherheit
Welchen ausschlaggebenden Tipp kannst du meinen LeserInnen für eine hervorragende Leistung geben?
Osman Ali:
Selbstsicherheit. Besonders gleich zu Beginn des Spiel war es mir immer wichtig, zwei bis drei erfolgreiche Aktionen zu meistern, egal wie klein sie auch sind, damit ich an Selbstsicherheit gewinne. Entweder habe ich versucht einen erfolgreichen Pass zu geben, einen Zweikampf zu gewinnen oder ein erfolgreiches Dribbling zu machen
Besonders bei Individualisten, Spielern die die Offensive suchen, ist es wichtig, dass sie früh wie möglich ein erfolgreiches Dribbling haben, das pusht die Selbstsicherheit extrem. Oft erreicht man dadurch einen Flow-Zustand, danach läuft alles von selbst. Das sieht man bei großen Spielern wie Messi regelmäßig, sobald sie ein Tor machen, schießen sie plötzlich noch zwei, drei weitere.
Ritual
Viele Profi-Fußballer mit denen ich gesprochen habe, haben gewisse Routinen bzw. Rituale vor einem Spiel. Hast du auch welche gehabt?
Osman Ali:
Vor dem Spiel habe ich immer einen Kaffee und ein Red-Bull getrunken, ansonsten achte ich darauf am Match-Tag, nach dem Vormittagstraining viele Kohlenhydrate zu essen und ein Power-Nap (Mittagsschläfchen) zu machen. Unmittelbar vor dem Match, während ich massiert wurde, bin ich gewisse Spielsituationen im Geist durchgegangen. Ich habe es nach dem Prinzip gemacht, wie du es mir erklärt hast und ich muss sagen es hat in 99% der Fälle geklappt.
Zusammenfassung
Fokussiere dich auf deine Stärken.
Entwickle dich andauernd weiter.
Setzte dir keine Limits.
Finde heraus was dich motiviert und wende es an.
Habe Spaß am Fußball und genieße es.
Achte auf dein Umfeld.
Werde Selbstsicherer.
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Dali